Am 6. und 7. September 2019 findet in der HfMT die von Prof. Karin Holzwarth mit initiierte Fachtagung „ZUFLUCHTSORTE – KRIEG, FLUCHT, ANKOMMEN – Erfahrungen in Musiktherapie und Musikpädagogik“ statt. 

DIE KRAFT DES NONVERBALEN

MUSIKTHERAPEUTIN KARIN HOLZWARTH GENIESST DAS SPIELERISCHE

vom 01.04.2019

Im Oktober 2017 wurde Karin Holzwarth als Professorin für Musiktherapie an die HfMT berufen — eine ihr nicht ganz unbekannte Einrichtung, denn hier hatte die gebürtige Stuttgarterin Musikpädagogik mit Hauptfach Rhythmik sowie Musiktherapie studiert. Dem Studium folgten ebenso unterschiedliche wie zahlreiche freiberufliche Tätigkeiten als Musiktherapeutin, Musikpädagogin und Musikerin. Seit 2010 wird ihr berufliches Wirken zusätzlich durch eine rege Vortragstätigkeit geprägt, so unter anderem an der HfMT, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie bundesweit bei musiktherapeutischen und musikpädagogischen Fachkongressen zu den Themenfeldern Musiktherapie und Wachkoma, Musiktherapie in der Schule und Musikschule sowie Musiktherapie und der gesellschaftliche Auftrag der Inklusion. In zahlreichen Publikationen in der Fachliteratur hat Karin Holzwarth ihre Erfahrungen für den wissenschaftlichen Diskurs öffentlich gemacht.

Rhythmik – Wenn Bewegungen aus sich heraus entstehen

An ihr Studium an der HfMT denkt die in Ottensen lebende Therapeutin und Pädagogin gerne zurück. „Mein Hauptfach im ersten Studium war Rhythmik, damit waren wir als Studierende stets bunte Vögel im Hochschulbetrieb. Ich habe das Spielerische dieses Studiengangs sehr genossen. Wir hatten den Luxus kleiner Lerngruppen mit viel Raum für Exploration. Ich erinnere, wie wir in langen Sequenzen mit geschlossenen Augen nach Bewegungen suchten, den Raum erforschten, wie die Bewegungen ohne das eigene Zutun aus sich selbst heraus entstanden. Der Schwerpunkt meines Rhythmikstudiums lag in der körpertherapeutischen Methode der Eutonie nach Gerda Alexander. Ich denke heute, dieses unmittelbare Erfahren des Körperwissens hat mich am meisten geprägt.“

Musiktherapie – Den Körper des Gegenübers „lesen“

Der Wunsch, Musiktherapeutin zu werden, stand für Karin Holzwarth bereits im ersten Studium fest. Nach dessen Abschluss absolvierte sie eine privatrechtliche Ausbildung in Österreich, die sogenannte Altorientalische Musiktherapie / Ethnomusiktherapie. Dort wurde ihr das traditionelle türkische Makamsystem vermittelt, wodurch sie eine Reihe teils historischer, klassischer türkischer Instrumente spielen lernte, darunter die Kniegeige Rebab, die Rohrflöte Ney und die Knickhalslaute Ud.

Als Berufseinsteigerin arbeitete Karin Holzwarth zunächst sieben Jahre in einer Klinik für Erwachsene in der Psychosomatik und psychotherapeutischen Medizin. In den letzten 15 Jahren ihrer beruflichen Praxis haben sich für sie zwei Schwerpunkte herauskristallisiert: „Zum einen die Musiktherapie mit wachkomatösen Patientinnen und im Palliativbereich/Kinderhospiz, zum anderen Musiktherapie im pädagogischen Setting mit Kindern und Jugendlichen. Hier habe ich als Schwerpunkte die Aufgabenbereiche der Inklusion, dies vor allem in Bezug auf soziale Benachteiligung, Behinderung, kulturelle Vielfalt und Fluchterfahrung. Diese beiden Handlungsfelder wirken geradezu gegensätzlich und sind es in vielen Punkten auch. Verbindend ist jedoch der Schwerpunkt im Nonverbalen, das heißt, den Körper des Gegenübers ‚zu lesen‘. Hier empfinde ich mein erstes Studium als äußerst hilfreiche Grundlage.“ In ihre noch recht neue Aufgabe als Professorin für Musiktherapie in Hamburg fließen ihre gebündelten Erfahrungen aus jahrzehntelanger Arbeit in diesem und peripheren Bereichen ein.